NEUE ENERGIE UNTER WIEN
KW |
Schon fünf mtu-Motoren stehen in den unter der Erdoberfläche liegenden Maschinenräumen der Wiener U-Bahn. Im kommenden Jahr soll ein sechster Motor dazukommen. Dieser wird derzeit durch K&W Drive Systems und in Zusammenarbeit mit dem Elektrotechnikunternehmen ELIN zu einer betriebsfertigen Notstromanlage verarbeitet. Gegen Ende des Jahres soll diese einsatzbereit sein.

Zu grüner Mobilität gehören in Großstädten auch U-Bahnen. Diese werden in vielen Städten erweitert – so auch in unserer Bundeshauptstadt Wien. Die neue Linie U5 wird gerade gebaut: Neue, unterirdische Stationen entstehen, um noch mehr Wienern Zugang zu ihrer U-Bahn zu ermöglichen. Damit das Licht auf diesen Stationen nie ausgeht und die Menschen diese auch im Falle eines Stromausfalls sicher verlassen können, stehen fünf und bald sechs Notstromaggregate mit mtu-Motoren bereit.
So ein mtu-Motor der Baureihe 956 ist schon beeindruckend. Steht man davor, fühlt man sich richtig klein. Mit über drei Metern Höhe, fünf Metern Länge und zwei Metern Breite und 21,5 Tonnen Gewicht ist er ein wahrer Koloss. „Der Motor ist zwar riesig, aber für die Leistung, die er erzeugen kann, ist er klein“, erzählt Giovanni Coiro, Sales Manager Power Generation bei Rolls-Royce Power Systems. 5.000 Kilowatt sind das, verteilt auf 16 Zylinder. Das Leistungsgewicht des 956ers ist beeindruckend. „Und das ist auch das, warum wir solche Motoren unbedingt in unseren Notstromanlagen haben wollen“, so Gerald Leutgeb, Referatsleiter Elektrische Anlagen der Wiener Linien.
30.000 Kilowatt zur sicheren Evakuierung der Stationen
Mit insgesamt 30.000 Kilowatt können die sechs Aggregate die Lichtanlagen, die Rolltreppen, die Steuerungs- und Signalanlagen sowie die Informationssysteme weiter mit elektrischer Energie versorgen. So fahren zum Beispiel die Aufzüge an einen vordefinierten Haltepunkt, öffnen automatisch die Türen und lassen die Fahrgäste aussteigen. Die Stationsbeleuchtung bleibt ebenfalls in vollem Umfang erhalten. Dadurch können die Menschen sicher aus den U-Bahn-Stationen evakuiert werden und anschließend können die Stationen geschlossen werden. Um die einzelnen U-Bahn-Stationen mit genügend Strom zu versorgen, werden pro U-Bahn-Linie bis zu zwei Megawatt Leistung benötigt. Dies wäre für die U-Bahn-Züge selber zu wenig. Sie bleiben im Falle eines Stromausfalles stehen, nur Evakuierungsfahrten einzelner U-Bahnzüge bis in die jeweils nächste Station sind möglich.
"Vertraue den Aggregaten zu 100 Prozent"
Notstromaggregate kommen in den meisten Fällen nur selten zum Einsatz. Wenn es aber so weit ist, müssen sie sofort bereit sein – in Wien bringen sie in weniger als zehn Sekunden die volle Leistung. Um sicher zu gehen, dass die Motoren immer einsatzbereit sind, laufen sie einmal im Monat Probe. Dann dürfen die Motoren einmal für wenige Stunden zeigen, was sie können. „Einen echten Stromausfall hatten wir bisher zum Glück noch nicht“, so Gerald Leutgeb. „Aber wenn es so weit sein sollte, dann vertraue ich den Aggregaten zu 100 Prozent.“ Sollte ein Aggregat dennoch Probleme haben oder sich gerade in der Wartung befinden, können die anderen einspringen, denn die sechs Aggregate sind miteinander verbunden.
Und so können die vielen Fahrgäste, die täglich die U-Bahn nutzen sicher sein, im Fall eines Stromausfalls problemlos aus den unterirdischen Stationen zu kommen.